Der Multiperspektivische Reflexionsprozess zur Teamanalyse (MRT-Analyse)
MRT-Analyse
EinFührung: Idee und Nutzen
Eine MRT-Analyse verbindet miteinander:
Multi-Rater Perspektivenvielfalt
Zirkuläres Fragen
Lösungsorientierte Kooperation
Zielführende Gruppendynamik
MRT-Analysen fördern Zusammenarbeit in Teams durch:
Eine intensive Begegnung
Eine lebendige Partizipation
Eine konstruktive Fokussierung
Einen kompakten Prozessverlauf
Mit der MRT-Analyse lassen sich:
Perspektiven bewusst machen
Herausforderungen identifizieren
Entwicklungsmöglichkeiten erarbeiten
Teamkulturen fördern
Schritt 1
Entwicklungsziele fokussieren
Gemeinsame Reflexion als Lernchance:
Abgleich von Selbst- und Fremdbild liefert „Aha-Momente“
Multiperspektivität zeigt Entwicklungspotenziale auf
Teamentwicklung als Kooperationskultur:
Austausch mit Blick auf Unternehmensziele
Perspektivenerweiterung bringt Mehrwert
Lösungspotenziale als Orientierungsrahmen:
Reflexionsanlass: meist ein konkreter Auslöser
Reflexionsfokus: idealerweise breite Tendenzen
Schritt 2
Begegnungen maximieren
Der optimale MRT-Prozessverlauf:
Intensive Kleingruppenarbeit
Mehrfache Gruppenwechsel
Variierende Gruppenzusammensetzungen
Wiederkehrende Personenkonstellationen minimieren (MRT-Phasen nutzen)
Die Moderation unterstützt beim Erfragen offener Perspektiven
Das MRT aktiviert die ganze Gruppe: Jede Person spricht mit jeder anderen Person, sämtliche Meinungen haben Raum!
Schritt 3
Blickrichtungen sortieren
Die Multi-Rater Perspektivenvielfalt („Rundumsicht“):
Übergeordnete Position (z.B. Vorgesetzte)
Untergeordnete Position (z.B. Klientel)
Laterale externe Position (z.B. Kooperationspartner)
Laterale interne Position (z.B. Kolleg*innen)
… ggf. weitere …
Im MRT verdeutlichen zirkuläre Fragen die Sichtweisen der jeweiligen Perspektiven, wodurch der Aufwand im Vergleich zu herkömmlichen Multi-Rater-Ansätzen minimal ist.
„Zirkulär Positionen beziehen“
Die Teammitglieder beantworten zirkuläre Fragen:
„Wenn sich zwei Mitglieder der jeweiligen Position über [Reflexionsfokus] unterhielten, welche Geschichten würden sie sich dann möglicherweise einander erzählen?“
Fragephase:
Der Reflexionsfokus (siehe Schritt 1) steht im Mittelpunkt der Fragen
Jedes (!) Teammitglied macht sich eigene Notizen
Nach jeder der vier Fragen wechselt die Kleingruppenkonstellation (siehe Schritt 2)
Alle Kleingruppen beantworten die gleiche Frage gleichzeitig
Nach jedem Gruppenwechsel wird die nächste Position abgefragt (siehe Schritt 3)
Schritt 4
Schritt 5
Geschichten präsentieren
Visualisierungsphase:
In neuen Kleingruppenkonstellationen (siehe Schritt 2) tauschen sich die Teilnehmenden über die von ihnen gesammelten Geschichten aus
Jede Kleingruppe visualisiert diese gemeinsam als Dokumentationen, die anschließend im Plenum präsentiert werden
Das Plenum hinterfragt Unklarheiten und diskutiert die Ähnlichkeiten und Unterschiede zwischen den Visualisierungen
Die zirkuläre Kontextualisierung der aktuellen Situation mit relevanten Außenperspektiven durch das MRT verdeutlicht den Teilnehmenden Wahrnehmungsunterschiede, macht Muster und Dynamiken erkennbar, und zeigt bisher unsichtbare Verknüpfungen auf.
Schritt 6
Veränderungsbedarf identifizieren
Eine PLUS-DELTA-Evaluation: „Mit welchen Geschichten sind wir zufrieden und welche sollten sich ändern?“ wertschätzt den Status quo sowie dessen konstruktive Entwicklungsperspektiven und ist damit in hohem Maße ressourcenorientiert.
Alle Teilnehmenden notieren ihre Präferenzen auf den Visualisierungen mit Hilfe der entsprechenden Symbole:
PLUS markiert Bestehendes, welches bereits als „positiv genug“ empfunden wird.
DELTA markiert Bestehendes, welches sich noch weiterentwickeln sollte, um „besser“ zu werden.
Schritt 7
„Die Zukunft neu erzählen“
Durch Punktvergabe (z.B. drei Punkte pro Person) ergibt sich eine Priorisierung der „DELTA-Geschichten“ mit dem größten Veränderungsbedarf. Die Vorsatzbildung erfolgt dann in themenspezifischen Kleingruppen nach Interessenlage.
Kooperative Planung von Maßnahmen und konsequente Umsetzung:
Was wäre eine bessere Geschichte?
Was müsste anders sein, damit sie erzählt werden könnte?
Welchen Beitrag können wir zu dieser Änderung leisten?
Wer macht was wann wo wie mit wem und womit dafür, um diesen Beitrag sicherzustellen?
Ausblick
Die Arbeit im MRT führt zu einer Erweiterung der Perspektivenvielfalt für sämtliche teilnehmenden Personen, indem insbesondere der Blick auf das Zusammenspiel der beteiligten Instanzen als Gesamtdynamik des Kontexts der Organisation fällt. Dieser Blick ist häufig aufgrund einer starken Beschäftigung mit der unmittelbaren Umgebung oder dem „Binnensystem“ der Organisation verstellt.
Klassische Multi-Rater-Ansätze werden durch intensiven Dokumentations-, Verwaltungs- und Prozessaufwand schnell unwirtschaftlich. Die standardmäßige Durchführung eines MRT ist nicht aufwendiger als ein Tagesworkshop oder drei bis vier Supervisionssitzungen.
Das MRT hat seine Wirksamkeit sowohl für die Teamarbeit als auch beim Einsatz als Gruppenmethode in Workshops bewiesen, gleichfalls im Einzelsetting im Rahmen von Coachings (etwa in Verbindung mit dem Inneren Team), sowie in Großgruppenformaten in Phasen, in denen verstärkt mit wechselnden Kleingruppenkonstellationen ideengenerierend gearbeitet wird (beispielsweise im „World Café“).
Wie für alle Entwicklungsmaßnahmen gilt auch beim MRT: Produzierte Informationen zur Kenntnis nehmen und entsprechend nachhalten, damit verbundenen Prozesse und Herausforderungen reflektieren, sowie wiederkehrende Bestandsaufnahmen durchführen.
Literatur
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Hennig, C. (2018a). The Team-MRI as Method in Training and Teaching. Vortrag im Rahmen der 45. Jahrestagung der MOBTS (Management and Organisational Behavior Teaching Society) am 7. Juni 2018 an der Coastal Carolina University in Conway, SC (unveröffentlicht).
Hennig, C. (2018b). Mehr Erfolg beim Team-Coaching mit dem M.R.T. Vortrag im Rahmen der 18. wissenschaftlichen Jahrestagung der DGSF (Deutsche Gesellschaft für Systemische Therapie, Beratung und Familientherapie) am 22. September 2018 an der Carl von Ossietzky-Universität in Oldenburg (unveröffentlicht, siehe auch www.mrt-analyse.de).
Klippert, H. (1994). Methodentraining. Übungsbausteine für den Unterricht (Teil 1). Weinheim u. Basel: Beltz.
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Prewitt, E. (1999). Should you use 360° Feedback for Performance Reviews? Harvard Management Update, Reprint #U9902C (erhältlich unter: www.hbr.org).
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Taylor, S. (2011). Assess pros and cons of 360-degree performance Appraisal. www.shrm.org/resourcesandtools/hr-topics/employee-relations/pages/360degreeperformance.aspx.